Netzwerk der Helfer

14.03.2022

Menschen in der Region nehmen Geflüchtete aus der Ukraine auf.

Göttingen. „Ich hatte das Bedürfnis zu helfen“, sagt Juliane Tobeck-Fekete – und legte los. Ein Dach über dem Kopf sollten Geflüchtete aus der Ukraine bekommen und ein warmes Bett. Mit einem Bus wollte sie an die ungarisch-ukrainische Grenze fahren, die Menschen dort einladen und nach Göttingen bringen. Diesen Plan musste sie beilegen. Doch mit ihrer Idee, Menschen aus der Ukraine in der Region in und um Göttingen unterzubringen, war sie erfolgreicher, als sie gedacht hatte. Ihr Netzwerk wuchs innerhalb weniger Tage „zu einer Größe, die ich mir nie hätte vorstellen können“, sagt Tobeck-Fekete.

Über Bekannte habe sie Unterkünfte gesucht, „ganz viele Leute haben angerufen“. Viele waren bereit, ihr Zuhause zu teilen. Doch Leute hätten ihr abgeraten, an die Grenze zu fahren. Die meisten Geflüchteten wollten nach Polen, habe man ihr erklärt. „Und wer nach Deutschland will, hat schon ein Ziel.“ Diese Erfahrung habe auch ihr Ehemann gemacht, der beruflich eine Wohnung in Budapest habe und dort am Bahnhof Geflüchteten von der Hilfsaktion in Göttingen erzählt hatte.

Gewünschte Zielorte

Aber die Helfer waren ja schon da, die Menschen unterbringen wollten. Tobeck-Fekete knüpfte Kontakte zu einer Organisation, bei der sich Geflüchtete registrieren lassen und auch Zielorte wünschen können. Familien wollen natürlich zusammenbleiben. Über diese Organisation kommen die Ukrainerinnen und Ukrainer inzwischen auch nach Göttingen. Aber auch Geflüchtete aus Drittstaaten wie Nigeria finden sich darunter, berichtet Tobeck-Fekete. Sie hatten in der Ukraine studiert und wollten das Land nun verlassen.

Etwa 100 Familien sind inzwischen bei dem Netzwerk von Tobeck-Fekete registriert. Sie leben in Göttingen, Nörten-Hadenberg, auch in Hann. Münden und Bad Sooden-Allendorf. Sogar aus Hannover haben sich Hilfswillige gemeldet. Mehr als 100 Geflüchtete seien schon untergekommen.
Von morgens bis abends nimmt die Aktion Tobeck-Fekete in Anspruch, obwohl sie inzwischen schon delegiert. Ihr Ehemann sei begeistert, sagt sie. Auch die 14 Jahre alte Tochter interessiere sich sehr dafür. Als „unglaublich schön“ empfindet die Initiatorin ihre Aktion: „Die Leute sind so hilfsbereit. Jeder bringt ein, was er kann.“

Sport, Meditation und Kochen

Doch die Helfer bringen die Geflüchteten nicht nur unter, sie überlegen sich auch Beschäftigungsprogramme für sie. So bieten Helfer Sportmöglichkeiten an als Gelegenheit, einander kennenzulernen. Andere leiten Meditationsrunden an. Ein Helfer will laut Tobeck-Fekete eine ganz große Portion Essen kochen und den Gastfamilien zum Mitnehmen anbieten. Ist damit wohl die Hilfsbereitschaft der Menschen in der Region erschöpft? Tobeck-Fekete: „Ich glaube, das wächst noch weiter.“
Wer seine Hilfe anbieten möchte, kann Kontakt aufnehmen über die berufliche Internetseite von Tobeck-Fekete unter change-coaching-and-training.com

Die Leute sind so hilfsbereit. Jeder bringt ein, was er kann.
Juliane Tobeck-Fekete, Netzwerkgründerin

Quellenangabe: Göttinger Tageblatt vom 14.03.2022, Seite 9